Es war einmal…

Alles begann 1979 in San Francisco…

Die Ursprünge der Schwestern der Perpetuellen Indulgenz reichen bis in die 1970er Jahre zurück, sie finden ihre Grundlagen in vielerlei künstlerischen, politischen und spirituellen Strömungen, die während der Jahre um 1968 insbesondere an der Westküste der USA entstehen.

Am Ostersamstag 1979 treten in San Francisco die ersten „Sisters“ in Erscheinung. Diese Gruppe schwuler Männer erarbeitet sich bis ins Jahr 1981 einen Namen in der schwulen Gemeinschaft San Franciscos. Die Schwestern veranstalten ungewöhnliche Aktionen und sind politisch aktiv, indem sie an Protestmärschen und Demonstrationen teilnehmen, ebenso sind sie spirituell und künstlerisch aktiv. Viele neue Schwestern aus der Bewegung der Radical Faeries und der schwulen Kunst-Avantgarde finden den Weg in den Orden und prägen das Bild der Schwestern nachhaltig.

1982 beginnt sich Aids in San Francisco massiv auszubreiten. So beschließen die „Sisters of Perpetual Indulgence“ die weltweit erste Safer-Sex-Broschüre, „Play Fair“, herauszugeben, welche eine sexuell-positive Sprache benutzt, praktische Ratschläge zur Prävention von sexuell übertragbaren Krankheiten und Safer-Sex-Praktiken gibt und humorvoll ist, ohne dabei den „moralischen Zeigefinger“ zu erheben. Aids-Arbeit beginnt sich als ein Schwerpunkt der Schwestern der Perpetuellen Indulgenz herauszukristallisieren. Gleichfalls sind sie mit die ersten, die eine Benefizveranstaltung zugunsten der damals noch neuen, unbekannten Krankheit Aids unter Schirmherrschaft der Schauspielerin Shirley McLaine veranstalten.

Aus den ursprünglich „schwulen Männern im Nonnenfummel“ entwickelt sich im Laufe der Jahre das heutige Aussehen der Schwestern. Das wohl augenfälligste weltweit gemeinsame Merkmal ist das weiß grundierte und bunt geschminkte Gesicht. Bis auf einige regionale Ausnahmen sind alle Schwestern daran sofort zu erkennen. Das weiß grundierte Gesicht symbolisiert den Tod in Bezug auf die Aids-Epidemie, welchem aber durch die jeweils individuellen und farbigen Akzente das Leben und die Freude entgegengesetzt werden.

Die ursprünglich nur aus schwulen Männern bestehende Gruppe öffnet sich im Laufe der Zeit auch für andere Mitglieder. Heute sind Menschen aller geschlechtlichen Identitäten und sexuellen Orientierungen im Orden vertreten.

Seit 1981 breitet sich die Idee der Sisters of Perpetual Indulgence weltweit aus. Neben dem Internationalen Mutterhaus in San Francisco gibt es heute in den USA beispielsweise Häuser in Los Angeles, Chicago, New York, Philadelphia und Seattle. Das erste Ordenshaus außerhalb der USA wird 1984 in Sydney gegründet. Von hier aus folgen weitere Häuser in sämtlichen großen Städten Australiens.

Auch in Europa entstehen seit 1987 Ordenshäuser, so in Großbritannien, Frankreich und Deutschland. Während der 1990er Jahre entstehen Ordenshäuser in Kolumbien, Chile und Uruguay, was besonders bemerkenswert ist, denn dort öffentlich homosexuell aufzutreten ist bis heute immer noch äußerst gefährlich. Zuletzt entstehen aus den etablierten Ordenshäusern in den 2000er Jahren viele neue Missionen und Häuser in den USA und in Europa.

Derzeit gibt es weltweit etwa 2000 Schwestern der Perpetuellen Indulgenz, die sich dem Dienst an der Gemeinschaft, der Verbreitung von Freude und Bewusstsein und insbesondere dem Kampf gegen HIV und Aids – und natürlich auch allen anderen sexuell übertragbaren Infektionen – verschrieben haben. Im Laufe der Jahre wurden durch die internationale Schwesternschaft weltweit mehrere Millionen US-Dollar für HIV- und Aids-Projekte gesammelt und tonnenweise Informationsbroschüren, Kondome und anderen Safer-Sex-Utensilien verteilt.